Ladislava Cisarovska

Hawaii World Championship 2008
    
Aloha in Kona(Big Island)

Dieses Jahr kam ich etwa 10 Tagen vor der Weltmeisterschaften auf Hawaii an. Nach einer langen Reise, endlich angekommen. Das Wetter in Kona war recht gut - sonnig, heiss, schwül, genau so, wie vor zwei Jahren, als ich hier meine erste World Championship absolviert habe.
Erste Ueberraschung war schon da, mein Gepäck mit allen meinen Persönlichen Sachen kam nicht an. Warum musste so was gerade mir passieren, fragte ich mich immer wieder. Dann wurden wir ins Hotel gebracht und ich konnte immerhin mein Fahrrad zusammen setzen. Kleider hatte ich ja keine, alles war ja in der Tasche. Aber zum Glück war Richi (Kollege) hier, der auch auf Hawaii startete und wir dann zusammen unterwegs waren, der mir ein Trickot zum Radfahren auslehnte. Radschuhe hatte ich im Handgepäck dabei. So gingen wir anschliessend noch kurz aufs Rad um Beine ein wenig locker zu machen. Das tat richtig gut nach so einem langen Flug.
So verlief ein Tag nach dem anderen und meine Tasche war immer noch nicht da. Das stresste immer mehr. Genau das, was man in solchen Situationen nicht braucht. Bin immer noch in den Jeans unterwegs gewesen, ich kam mir wie eine "aussererdische" vor. Oder war das die neue Methode der Aklimatisation?:-)) Irgendwann musste ich, trotzdem, neue Kleidung kaufen.

Drei Tage vor dem Rennen, als ich von meinem letzten kurzen Training zurück gekommen bin, sah ich an der Rezeption meine Tasche. Soooo glücklich war ich. Endlich konnte ich auch wieder ruhig schlafen und auch die Freude, starten zu können, war wieder da. Es kann los gehen.
Es hiess dann, Startnummer holen, am Profisbriefing teilzunehmen, gut essen und genügend schlafen und natürlich "cool" bleiben und nicht übertreiben, was viele immer wieder tun.

Am Tag vor dem Rennen gaben wir Fahrräder in der Wechselzone ab, zusammen mit Säcken die gefüllt waren mit Sachen, die wir für das Radfahren und Rennen benötigten. Abends dann noch eine grosse Portion Teigwaren zu sich nehmen und früh ins Bett. Alles verlief recht gut. Ich war bereit für den Ironman.
Sonntag morgen. Um 4 Uhr kam der Wecker, ich wollte noch liegen bleiben. Der Richi dürfte noch ein wenig länger schlafen, weil sein Start später war. Ich habe noch etwas kleines zum Essen zu mir genommen und dann machte ich mich auf den weg zu der Wechselzone. Da musste ich noch die letzten Sachen vorbereiten, zur Markierung gehen und sich ein wenig warmlaufen.

Die Nervosität steigerte, die Zeit bis zum Start näherte sich immer mehr.
Um 6:45 kam die erste Welle(Profis) dran und Punkt 7:00 dann die Alterskategorien. Ich wünschte mir keine Schlägerei und schnellere Zeit als vor zwei Jahren. Diesmal hatte ich auch diesen speziellen Schwimmanzug von Xterra an:-). Und als dieser Startschuss kam, war es wieder ein Kampf um das Ueberleben. Ich fand eine ganz gute Ausgangsposition und konnte schnell meinen Rhytmus schwimmen. Einige Zeit war ich in einer Gruppe dabei und das Gefühl war gut, aber plötzlich verlor ich den Anschluss, weiss nicht wie das passieren konnte und ich musste alleine schwimmen. Ich kann es bis heute immer noch nicht nachvollziehen. Liegt es vielleicht an den Fischen die mit geschwommen sind? So musste ich mich weiter alleine durchkämpfen. Das war sehr anstrengend, weil ich die Bojen nicht richtig sehen konnte.






Nach 1:08 stieg ich aus dem Wasser und neben mir Natascha Badmann. Da dachte ich nur, so schlecht bin ich auch nicht, auf alle Fälle 6. Minuten schneller als vor 2 Jahren und der erste Wechsel war auch schnell. Alles verlief gut und die 180 Km auf dem Rad warteten schon.

 

Am Anfang hatte ich sogar Spass am Trampen, aber dieser Zustand blieb nicht lange so. Die Temperaturen gingen höher, der Wind nahm langsam, aber sicher immer mehr zu und mir wurde klar, heute wird es nicht möglich, eine gute Fahrradzeit zu schaffen. Richtung Wendepunkt ging es noch, es ging irgendwo bei km 70 richtig los. Als ich in Hawi(Wende) ankam, war ich recht müde und da dachte ich, dass wir auf dem Rückweg mit Wind im Rücken fahren werden. Die Realität war hart, Gegenwind und dazu noch von der Seite. Ein ewiger Kampf mit ihm. Den ganzen Weg nach Kona nur ein Kampf.
  

Ich musste sogar zwischendurch aus meinen Schuhen raus, weil meine Füsse drinnen sehr gebrannt haben. Ich kam doch wieder an, zwar nicht gerade glücklich, weil die Radzeit fast 15 Minuten langsamer war als bei meiner Premiere, aber so ist es mal auf Hawaii. Mal gibt es viel Wind, mal weniger. Diesmal klappte es nicht mit wenig Wind :-(. Nach 5:45 stieg ich vom Rad ab. Beine waren schwer,Schmerzen im Po (die mich die letzte Zeit immer begleiten) wurden eindeutig schlimmer. Im Depo musste ich mir mehr Zeit nehmen für Verpflegung und eine kleine Pause. Es war sehr heiss(42 Grad),aber Aufgeben? Das war gar kein Thema.

Und so ging es weiter. Zwei drittel schon in den Beinen. Jetzt nur noch den Marathon, sagte ich mir immer wieder. Als ich die Wechselzone verlies und los rannte, sind meine Beine meine recht gut gewesen und ich habe schön zügig laufen können. Ich hatte richtigen Plausch. Es war wirklich sehr heiss, aber irgendwie störten die Temperaturen weniger. Ich habe viele von den Athleten, die mich beim Radfahren überholt haben, selber wieder überholen können. Die ersten 25 Km waren toll. Dann kam es aber zum Wechsel. Plötzlich meldete sich der Magen und Darm. Ich dachte schon, ich könnte den ganzen Wettkampf ohne solchen Beschwerden fertig bringen.

War wohl wieder nichts damit. Und es gab nur eins WCpause. Und immer wieder. Mühsam. Irgendwann habe ich Fernanda Keller(sie war als 1. Frau vor mir beim IM Brasil) überholt. Das hat mich sehr motiviert um weiter zu kämpfen. Und so lief ich weiter. In Energielab (ist der Ort, wo man seine persönliche Verpflegung nehmen darf) wollte ich mein Sack nehmen, ich rief ganz oft meine Nummer, aber meinen Sack bekam ich einfach nicht. Das war ein wenig ärgerlich. Und so wartete ich und wartete, bis die Sack mit Nummer 138 gebracht haben. So nahm ich mein Essen und lief weiter.

 
 

die CZ - Gruppe



Auf dem Rückweg überholte ich noch Hillary Biscay(sie war als 2. Frau vor mir im Brasilien) und das war für mich, noch einmal, eine sehr positive Sache. So kam es noch einmal zu einem mentalen Schub :-). Irgendwann kam ich mit vielen WCpausen doch wieder in Kona an und da wusste ich, die letzten 2 Meilen werde ich schon irgendwie nach "Hause" laufen. Plötzlich gab es auch wieder Menschen zu sehen und die Stimmung im Dorf war genial. Ich konnte sogar die letzten Meilen ein wenig geniessen. Und jetzt nur noch die Zielgerade. Ich bekam sogar die " gänse Haut". So schön war es und alle aplaudierten und ich war glücklich, dass ich es geschafft habe. Nach 10:26 lief ich durch Ziellinie. Als 30.te Frau bei den Profis. Und mit Marathonzeit von 3:24.

Leider dürfte ich das Essen, wo wir den ganzen Tag unterwegs bekamen, nicht behalten. Gleich nach dem Zieleinlauf musste ich wieder erbrechen und das Essen gab ich ganz brav zurück. So wie vor zwei Jahren, landete ich wieder im weissen Zelt(ärztliche Versorgung), aber ich habe mir diesmal keine Infusion geben lassen. Ich wurde beobachtet und immer wieder wurde Blutdruck und Puls gemessen. Dann musste ich doch noch einmal erbrechen. Der Richi kam auch vorbei mit einer grossen Gratulation. Ich denke, dass auch er, mit seiner Leistung sehr zufrieden war. Er schaffte 20. Platz in seiner Alterskategorie(40-44). Ich musste weiterhin liegen bleiben und ausruhen. Irgendwann kam auch der Zeitpunkt, wo ich dieser Zelt verlassen dürfte. Und weil unseres Hotel nicht weit weg vom Ziel entfernt war, bin ich langsam hin und in alle Ruhe geduscht. Später ging ich noch einmal raus und ich sah, wieviele Athleten immer noch unterwegs waren. Inzwischen wurde schon dunkel und sie liefen und liefen. Und ich war immer mehr glücklicher und zufriedener.

Es musste, als letztes, noch Rad aus der Wechselzone, abgeholt werden. Das habe ich auch noch gemacht und somit ist für mich die 30. Ironman World Championship als 30.te gefinishte Frau zu Ende gegangen.

Es gab, halt wie immer, eine schlaflose Nacht. Aber diesmal war ich noch froh, weil ich mein Rad putzen und dann in Radkoffer bringen müssen. Räder sind nämlich am nächsten Tag per Flug in die Schweiz geschickt worden und für mich und Richi haben Ferien angefangen.
Es blieb noch eine Woche für eine Reise. Und da wussten wir schon, wohin die Wege gehen. Molokai und Oahu. Zwei sehr unterschiedlichen Inseln. Molokai Natur pur und Oahu überfüllt mit Zivilisation. Aber beides war ganz toll. Ich bin halt ein Naturmensch und wenn ich wählen dürfte, welche Insel ich noch einmal besuchen möchte, würde ich ganz klar sagen - Molokai.
Dort herrscht die echte Hawaii.



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