Ladislava Cisarovska

13.07.2008

Vor sieben Wochen stand ich am Start in Brasilien. So schnell vergeht die Zeit und bereits am 13.Juli kam es zu dem nächsten Einsatz, Ironman Challenge Roth. Viele, die sich mit Triathlon befassen, wissen, dass es um den grössten Ironman der Welt geht. Es war dieses Jahr nicht anderes. Am Sonntag haben sich um 3500 Athleten(mit Staffeten) blicken lassen. Nicht nur bei den Herren, sondern auch bei den Damen, war nach Hawaii, das stärkste Feld überhaupt am Start .
Mein Ziel für Roth war ein gutes Rennen zu liefern, die Stimmung ein wenig geniessen und gesund im Ziel ankommen. Grosse Hoffnungen auf super Resultat habe ich mir nicht gemacht, da ich, denke mal, nach dem Ironman Brasil noch nicht voll regeneriert war. Bin halt nicht Petr Vabrousek (cz top Triathlet, der einige Ironmans pro Jahr absolviert, und scheinbar nie müde wird :-).

Am Samstag nachmittags mussten wir unsere Räder ein-checken. Es hat begonnen zu regnen und die Freude zu starten wurde immer kleiner, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt, und so habe ich weiterhin auf besseres Wetter gehofft .

Sonntag morgen.
   
Es regnet und ist kalt. Am liebsten wäre ich im Bett geblieben und weiter geschlafen. Aber eben ....- aufgestanden, noch was kleines gegessen, sich warm angezogen und mich auf den Weg zu der Wechselzone gemacht, wo ich meine restlichen Sachen noch deponieren musste. Meine Laune und Motivation waren irgendwo tief im Keller.

Um 6:20 kam es zum Startschuss.
   
Erste Welle(top 50 Herren, alle Damen und die älteste Herrenkategorie) durften los schwimmen. Neopren Anzug war keines Thema, Wassertemperatur 21 Grad. Schwimmen hat auf seine Art noch Spass gemacht. Habe von Anfang an, trotz Krämpfen in der Wade, meines Tempo schwimmen können, keine grosse Schlacht (Frauen sind halt schon noch zartes Wesen ;-) ), wie bei anderen Rennen. So bin ich nach 57 min aus dem Wasser rausgekommen und war zufrieden. Das war aber das Ende des Spass. Beim Wechsel vom Schwimmen auf das Rad habe ich mir Zeit genommen(fast zu viel),warme Jacke, Neoprensocken,.. es hies - warm anziehen. Aber ob es etwas gebracht hat, wenn man sowieso keine Lust hat, im Regen zu fahren?




Und ein Dankeschön an meine Betreuer, Freunde, Familie und Helfer. Ohne Euch hätte ich es nie geschafft.

   
meine Familie, Vater, Schwester mit Freund, das erste Mal an einem Ironman

 


   

Und dann habe ich mir auf den 180 Km langen Radkurs gemacht. So viele Zuschauer unterwegs, da war ich so überrascht, bei solchem Wetter, unglaublich. Aber wenn ich wählen dürfte, hätte ich an diesem Tag, die Wahl - Zuschauer - genommen. Meine Krämpfen sind immer wieder gekommen, Knie schmerzten und ich habe mir immer wieder die Frage gestellt - warum? Warum Krämpfe, warum Schmerzen - so früh, das war doch nie ein Thema. So kann man auch nicht richtig fahren. Nach 80 Km Horrorfahrt hatte ich das Wünsch auszusteigen, aber dann hiess es, dass mich meine Familie aus Tschechei besuchen kommt. Und so bin ich weiter gefahren, aber nicht weiter gekommen.


Nach 95 Km, bei persönlicher Verpflegung, bin vom Rad ausgestiegen und eigentlich war ich davon überzeugt, dass ich dort endgültig aufhöre.

Und aufgehört?
Na ja, ich wurde wieder einmal überredet weiter zu fahren. Und so stieg ich wieder aufs Rad und bin, beim riesigen Aplauss weiter gefahren. Und gefahren im Sinne zu finishen. Drücken konnte ich nicht, dafür waren die Schmerzen zu stark und Einstellung zu schwach. Nach 5:40 bin ich endlich in der zweiten Wechselzone angekommen. Es hat nie aufgehört zu regnen, eine Katastrophe. Habe ich mir Sack mit meinen Sachen fürs Rennen ausgesucht und bin ins Zelt um mich umzuziehen. Es gab keine Stelle an meinem Körper, die trocken geblieben ist. In meinen Neoprensocken hatte ich ein richtiger Teich. Helfer haben noch so super tollen spassigen Sätze gebracht. So auf die Art - Sie sind ja ganz nass, warum denn? Dann habe ich ja auch noch reagieren können und geantwortet, dass es gar nicht so schwierig sei bei dem soooo sonnigen Wetter ;-)). (es hat immer noch geregnet). Irgendwie habe ich ganz vergessen, dass die Zeit läuft - es war so gemütlich und warm im Zelt - habe ich hier doch fast 5 minuten verbracht (Spitze so um 1:30).


  

Langsam habe ich mich auf die Laufstrecke gemacht, und mir gesagt, dass ich jetzt nicht mehr ans Aufhören denken darf. Nun, es kam wieder anderes. Die ersten 7 Km waren ganz angenehm, ich hatte das Gefühl, es könnte vieleicht doch noch zum Spass kommen. War halt wieder nur ein Gefühl. Plötzlich wieder Schmerzen, der Kopf wollte von Anfang an nicht mehr und das hat es sich wohl nicht geändert. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. WHAU. Beim Km 14 wieder eine Krise. Und wieder eine Sprechstunde . . . , und bin wieder aufgestanden und weiter gelaufen. Beim Km 22 die nächste K...- alles nur Krise und Schmerz... Dann kam wieder Regen. Km ca. 28 - 30, Wendenpunkt - zweite beste Story.
 
  

Dort bin ich zu den Helfer gegangen und sie gebettet, mich ins Ziel zu bringen, weil ich keine Kraft hatte und nicht mehr im Rennen bleiben wollte. So bekam ich schnelle Antwort. "Du machst jetzt Pause, isst du was und joggst du zurück! Wir werden dich NICHT ins Ziel bringen! Bist ja ganz gut dran!" Ich war in dem Moment so verrückt mit denen. So habe ich gefolgt. Hab eine Pause gemacht, gegessen habe ich nicht, weil es mein Magen nicht wollte, und dann bin ich zurück gejoggt.
  
Irgendwie bin ich doch noch ins Ziel angekommen und war überglücklich. Das war ein MENTALES RENNEN. Mit 10:07,45 bin ich nicht gerade zufrieden, aber es gibt auch mal Wettkämpfe die man am liebsten nur noch abhaken und vergessen möchte. Abhaken, das habe ich, glaube langsam gemacht, aber vergessen? Das werde ich wohl nie. So eine Stimmung, so eine Unterstützung, so ein schlechtes Wetter, so ein hartes Rennen und so coole Sprüche, und überhaupt...
Und noch extra, Dankeschön, an die Helfer bei Wendenpunkt 2. Ohne die wäre ich sicher unter 10 Stunden gekommen, aber hätte nicht zu den Finisher gehört. Und den Zieleinlauf hätte ich dann auch nicht erleben können. Und viele wären von mir entäuscht, dass ich aufgegeben habe. A, und meine Marathonzeit? Die war 3:21. Wie es dazu kam, das kann ich bis jetzt nicht nachvollziehen.
  
Am Montag war Siegerehrung. Ich wurde in Roth nur 20te Overall, aber als kleiner Trost, durfte ich trotzdem aufs Podium, da ich 2. Platz in meiner Alterskategorie gemacht habe. Und es war ein schönes Gefühl dort zu stehen und der kleine Erfolg(mentales vor allem) geniessen zu dürfen.

Und an Alle, die im Ziel angekommen sind - Bravo, toll gemacht,! Es war wirklich hart.